
Ein Bericht von
Christoph Schumacher, Langerwehe
Artikel
aus der Ausgabe 17/2006 des Deutschen Kleintierzüchters
(Kaninchenzeitung)
Das Lohkaninchen
stammt ursprünglich aus England. Erwähnt wurde es im Jahre 1891 erstmals in
einem Bericht von einem Mr. Simpson in der Zeitschrift „Poultry“. Dieser Mr.
Simpson berichtete, dass er diese Tiere seit etwa 8 Jahren züchte. Die
Ausgangstiere, so schrieb er, habe er von einem gewissen Mr. Cox aus Brailsford
erhalten, welcher damals die Tiere schon an die 20 Jahre in seinem Gehege in einem Dorf in der Grafschaft
Derbyshire halte.
Eine zweite
Variante sagt aus, dass der besagte Mr. Cox, erst im Jahre 1883 auf einer
kleinen Insel Schwarzsilber in allen Schattierungen, Holländerkaninchen in
leider unbekannten Farbenschlägen und fahlfarbige (wohl blauwildfarbige)
Wildgehekaninchen ausgesetzt hat. Die Kaninchen konnten sich auf der Insel frei
entfalten und nach belieben fortpflanzen. Jahre später fand Mr. Cox unter den
Kaninchen eines, welches den heutigen Lohkaninchen schon etwas ähnlich sah. Es
hatte bei schwarzer Decke, ungefähr die bekannten, jedoch sehr aufgehellte,
Lohabzeichen.
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In den
darauf folgenden Jahren befassten sich einige englische Züchter mit der
Weiterzucht der „Cox´schen Kaninchen“. Die recht kleinen und gedrungenen Tiere
waren zwar von den Abzeichen her schon relativ gut ausgeprägt, der erhoffte
Erfolg im Bezug auf eine Verbesserung der Intensität der Lohfarbe blieb jedoch
aus. Die Nachzucht war nach wie vor nur cremefarbig bis graubraun. Der
daraufhin unternommene Versuch die Cox´schen Kaninchen mit größeren grauen und
braunen Tieren zu kreuzen schlug genauso fehl, wie der Versuch, die Tiere
anschließend wieder zurück zukreuzen. Zwar verbesserte man die Lohintensität
ein wenig, jedoch auf Kosten des satten Schwarzes. Als man schließlich
züchterisch nicht mehr weiter wusste, paarte man Hasenkaninchen ein, welche nun
endlich den erwünschten Erfolg in der Lohfarbe brachten. Leider setzte sich
dabei aber auch der „Hasentyp“ mit langen Ohren und gestrecktem Körperbau
durch, so dass man erneut mit Wildkaninchen-Rammlern zurückkreuzte, was
wiederum die Lohe verblassen ließ.
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Im Jahr 1890 gründeten sich in England zwei
getrennte Spezialclubs, beide mit unterschiedlicher Auffassung zur
Zuchtverbesserung des Lohkaninchens. Ein Club spezialisierte sich auf die
Cox´schen Vertreter, der andere Club versuchte sein Glück mit den größeren
Tieren, den sogenannten „Cheltenham-Typ“. Ein weiterer Streitpunkt waren die
als „Brindlings“ bezeichneten Tiere, Tiere mit stark lohfarben durchsetztem
Kopf und Decke, welche nach vielfältigen Diskussionen unter den damaligen Clubzüchtern,
zum Wohle der reinen und intensiven schwarzen Decke, nicht zugelassen wurden.
Aus diesem Zusammenhang heraus entstand auch die englische Bezeichnung für das
Schwarzlohkaninchen „Black-and-Tan“ (black=schwarz, tan=rostbraun)
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1.0
Lohkaninchen, blau,
20.Bundes-Rammlerschau
Erfurt,
97Pkt.
Sieger (Christoph Schumacher, Langerwehe)
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Nach Deutschland kamen die ersten Lohkaninchen
durch R. Rottloff, Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge, im Jahr 1896. Die
„Samtröckchen mit den Goldborten“, wie man sie damals liebevoll nannte, wurden,
wie wenige Jahr zuvor in England, auf dem europäischen Festland und auch in Übersee
begeistert aufgenommen. Unerfreulicherweise wurden die Lohkaninchen 1936 in Deutschland zur Sportrasse erklärt und
die meisten Züchter wandten sich daraufhin den anerkannten Wirtschaftsrassen
zu. Durch die Folgen des 2. Weltkrieges kam die Lohkaninchenzucht nahezu zum
Stillstand. Nach Ende des Krieges begann man mit den wenigen verbliebenen Tieren die Zucht wieder
aufzubauen. Im Laufe der folgenden Jahre gelang dies mehr und mehr,
insbesondere durch gute Clubarbeit, so dass sich vor allem das Schwarzlohkaninchen
bis heute großer Verbreitung erfreut. Heute zählen die Schwarzloh zu den
meistgezüchteten Rassen und Schlägen. Nicht zuletzt durch die große Quantität
an Tieren und die dadurch herbeigeführte Verbreitung minderwertiger Zuchttiere,
hat die Qualität in den letzten Jahren aber bedauerlicherweise stark gelitten,
so dass die Spitzenzuchten mit eleganten Tieren und feuriger Lohe bis in die
Blumenspitze, inzwischen leider deutlich rückläufig sind.
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Das
braune Lohkaninchen, seit einigen Jahren wird es lt. Deutschem Standard als Loh
havanna bezeichnet, ist derzeit der zweit meist verbreitete Farbenschlag in
Deutschland. Als Herauszüchter der Loh braun gilt Preisrichter Deitermann aus
Wuppertal,der die Tiere im Jahr 1909 erstmals als Spaltprodukte ausstellte.
1929 wurden die damaligen Braunloh als Neuzüchtung in Deutschland anerkannt.
Die Loh havanna führten jahrelang nur ein Schattendasein neben den Loh schwarz.
Dies mag daran gelegen haben, dass der Farbkontrast, durch die weniger intensiv
hervortretende Lohe, nicht so wirkungsvoll in Erscheinung tritt, wie beim
Schwarzlohkaninchen.
Durch
starke Zuchtverbesserungen seit Anfang der 90iger
Jahre erfreuen sich die Loh havanna inzwischen immer größerer Beliebtheit.
Inzwischen stehen viele Loh havanna den schwarzen Brüdern in Nichts mehr nach.
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1.0
Lohkaninchen, havannafarbig,
20.
Bundes-Rammlerschau Erfurt 2005,
97,5
Pkt. Sieger (Zgm Jensen Harrislee)
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Die Blaulohzucht ist ebenfalls englischen
Ursprungs. 1894 waren sie noch selten zu sehen aber schon 1898 wurden die
ersten Blauloh auf Ausstellungen gezeigt. Nach dem 1.
Weltkrieg galten die Blauloh als Nebenprodukt der Schwarzlohzucht, mit dem sich
nur wenige beschäftigen wollten. Einige Idealisten machten sich etwas später
daran, reine Blaulohstämme aufzubauen. Leider erhielten die Tiere bei
Ausstellungen eine derart lieblose Bewertung, dass die meisten Züchter die Zucht
schon bald wieder einstellten. Auch nach dem 2. Weltkrieg änderte sich nichts
an der Situation, damals waren es ebenfalls nur ein paar unbeirrbare Züchter,
die bei der Stange blieben. |

1.0
Lohkaninchen, fehfarbig,
20.
Bundes-Rammlerschau Erfurt 2005
96
Pkt. Sieger (Detlef Krause, Schernikan)
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In den 70iger
Jahren sollte es dann endlich mit der Blaulohzucht aufwärts gehen. Einige der
damaligen Züchter habe ich noch selber kennen lernen dürfen und mit Zuchtfreund
Werner Breitgoff verbindet mich bis heute eine enge Freundschaft. Weitere
aktive Züchter und Idealisten aus dieser Zeit waren außerdem; Gerhard Larsen,
Bernd Anton, Wilhelm Glady, Walter Maisch, Hans-Werner Range und Edgar
Schreiber. Im Laufe der Jahre stießen neben diesen „Pionieren“ noch weitere
Züchter hinzu. Von meinem Zuchtfreund Werner Breitgoff weiß ich u.a., dass die
Blauloh zu dieser Zeit noch gar keine richtige Lohe besaßen sondern vielmehr
nur cremefarben waren. |
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So verbesserte sich die Blaulohzucht über die Jahre
hinweg stetig, bis Mitte der 90iger Jahre einige sogenannte Zuchtfreunde
hinzukamen, und ohne es dem Landesverband zu melden, Schwarzloh mit
einkreuzten. Ziel dieser „Züchter“ war es möglichst schnell an den Zuchtstand
der schwarzen Rassevertreter heranzukommen. Dies führte dazu, dass die
Deckfarbe der Nachzuchten immer dunkler wurde. Auf den ersten Blick konnte man
die Blauen teilweise kaum noch von den Schwarzen unterscheiden. Außerdem bekam
die Unterfarbe einen braunen Anflug bis hin zu brauner statt blaugrauer
Augenfarbe. Zur Jahrtausendwende drohten die „echten“ Blauloh, da sie in der
Lohe weniger intensiv waren, fast von den „Gepanschten“ verdrängt zu werden. Dies lag leider vielfach auch
an einer falschen Bewertung der Deckfarbe auf den Ausstellungen. Bei der, die
oftmals viel zu dunklen Decken, nicht gestraft wurden, sondern das
Hauptaugenmerk nur auf die verbesserte Lohfarbe fiel. |
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Einige
Individualisten haben sich seitdem zur Aufgabe gemacht, wieder rein blaue
Deckfarben herauszuzüchten und dabei die intensivere Lohe möglichst
beizubehalten. Denn das Blau der Deckfarbe soll genetisch dem der Blauen Wiener
gleichen, also ein sattes Dunkelblau bis Stahlblau. Bisweilen unterscheidet man
unter Spezialisten unter drei verschiedenen Blautönen: zum einem dem hellblauen
Farbton (Stahlblau bis Taubenblau), solche Deckfarben findet man vorwiegend in
Österreich, zum anderen ein intensives Mittel- bis Dunkelblau und das sog. „schmutzige“ Blau, welches ganz aus den
Zuchten verschinden sollte. Genetisch
ist es so bedingt, dass die Intensität der Lohfarbe mit der zunehmenden
Verdunklung der Deckfarbe zunimmt, so dass die Kunst darin besteht, Tiere mit einem helleren Decke und dabei
möglichst starker Lohe herauszuzüchten.
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1.0
Lohkaninchen, schwarz,
26.Bundes-Kaninchenschau
Stuttgart 2003,
97
Pkt. Sieger (Dieter Bressler, Böhl-Iggelheim)
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So kann man heute
schon große Fortschritte vorweisen. Durch das Verpaaren österreichischer Tiere
(u.a. durch Zfr. H. Borek zur Verfügung gestellt) mit unseren „Mittelblauen“,
gibt es mittlerweile, neben meiner eigenen Zucht, wieder eine handvoll Zuchten
in Deutschland, wie die von Zfr. Werner Breitgoff oder Zfr. K. u. H. Schlenker
bei denen man Blauloh mit einem intensiv sauberen Blau und ansprechender
Lohfarbe vorfinden kann.
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Jüngster Vertreter in der Familie der Lohkaninchen
sind die Fehloh, welche ursprünglich aus einer Kreuzung aus Braun- und Blauloh
entstanden sind. Im Jahr 1994 wurde von Zfr. Bernd Hahnewald die Zulassung
dieses neuen Farbenschlages beantragt. In einem alten Kaninchenbuch war er auf
die Farbschläge gold- und fehfarbig aufmerksam geworden, und diese fehfarbigen
Lohkaninchen weckten sein züchterisches Interesse. Nachdem B. Hahnewald im Jahr
bereits ein Jahr später verstarb, bemühten sich noch weitere Züchter um diesen
Farbenschlag. Anfang 1997 erhielten gleich mehrere Züchter die Genehmigung als
Neuzüchtung von Ihren Landesverbänden. Im Jahr 2003 befassten sich bereits rund
20 Züchter aus ganz Deutschland mit den Fehloh. Die Anerkennung durch die
ZDK-Standardkommission erfolgte schließlich Ende 2003. |

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Der zuweilen rechte hohe Zuchtstand unserer
heutigen Lohkaninchen ist nicht zuletzt der Arbeitsgemeinschaft der Lohclubs,
welche Anfang der 80iger Jahre durch Zuchtfreund Werner Breitgoff, ins Leben
gerufen wurde, zu verdanken. Durch seinen unermüdlichen Einsatz zur Förderung
und Weiterentwicklung der Lohzucht, insbesondere zur Festigung eines
einheitlichen Zuchtzieles, konnte ein solch hohes Zuchtniveau erreicht werden. |
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Copyright liegt beim Autor: Christoph Schumacher |
Quellenverzeichnis: „ Lohkaninchen“ aus dem Oertel
& Spoerer Verlag |
www.loh-kaninchen.de (Homepage der IG
Loh Clubs Deutschland)
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